Eine Idee alleine genügt nicht!
Eine tolle Idee für ein Buch zu haben, ist ja schon mal super. Mir kam sie im Schlaf. Und hinterließ, wie beschrieben, auch im Wachzustand einen derart intensiven Eindruck, dass ich wusste: Ein Buch schreibe ich jetzt oder nie.
Da saß ich also mit meinem Traumbild und meiner Idee, aber für ein ganzes Buch braucht es ja noch ein bisschen mehr. Allem voran eine Handlung, in Fachkreisen gerne auch als „Plot“ bezeichnet. Bestimmt habe ich bald angefangen, über den Aufbau der Geschichte nachzudenken, so genau weiß ich das nicht mehr, denn jetzt haben wir Ende 2017 und der Traum dürfte sich im Frühling 2013 zugetragen haben. In jedem Fall war es nichts weniger als eine glückliche Fügung, dass ich in besagtem Frühling die Gelegenheit hatte, an Heike Abidis Workshop „Wir plotten einen Unterhaltungsroman“ teilzunehmen. Genau, was ich brauchte!
Der Workshop für’s Rüstzeug
In Heikes Workshop lernte ich viel über Unterhaltungsromane. Beispielsweise, welche Entscheidungen man für die Erzählweise treffen muss (z. B. Ich-Erzähler/in oder 3. Person? Präsens oder Vergangenheit?), Arten von Konflikten, Figurentwicklung oder den Aufbau bzw. das Voranschreiten der Geschichte. Zu letzterem lässt sich grob sagen, dass eine Geschichte aus Anfang, Mitte und Ende besteht, aber etwas detaillierter muss man das natürlich schon planen … Generell gilt: Daumenschrauben immer strammer anziehen und nach kleinen Verschnaufpausen in der Handlung wieder feste auf die Heldin draufhauen. (Arme Nora!)
In der Workshop-Kleingruppe hatten wir viel Freude dabei, herumzuspinnen, Ideen auszuprobieren und allmählich eine Handlung für einen „Proberoman“ zu entwickeln. Neben der Marschroute für die Entwicklung meiner Geschichte nahm ich aus dem Workshop also die Erkenntnis mit, dass wildes Fabulieren hilfreich ist und dazu noch richtig Spaß macht. Später beim Schreiben fühlte ich mitunter direkt gottgleich, schließlich lag es alleine in meiner Macht, den Protagonisten Gutes oder Schlechtes zu tun …
Stränge zusammenflechten
Dass es Autorenprogramme wie Scrivener gibt, erfuhr ich erst viel später. Scrivener muss ziemlich großartig sein, aber mein Buch ist komplett in Word entstanden. (Und das Manuskript ist mir nie bei einem Crash zerschossen worden. Kompliment an Microsoft und das vielgescholtene Word!)
Ich habe zweigleisig gearbeitet: Die einzelnen Szenen habe ich zunächst in vielen kleinen Dateien geschrieben. Den Plot dagegen habe ich in einer großen Tabelle entwickelt und gepflegt. Darin habe ich farblich gekennzeichnet, welche Szene welchen Handlungs- bzw. Beziehungsstrang voranbringt, habe mir kurz den Szeneninhalt notiert, das Datum im zeitlichen Ablauf der Geschichte und bei Bedarf auch Rechercheergebnisse, z. B. zur schwülstigen Ausdrucksweise von Maklern. So hatte ich ein Szenengerüst mit teils vagen, teils schon sehr genauen Beschreibungen, die ich dann „nur noch“ in Text umsetzen musste.
Den Überblick behalten
Je detaillierter mein Szenenaufbau wurde, je mehr Handlungsstränge ich koordinieren und dabei den plausiblen zeitlichen Ablauf des Hoster-Dramas im Blick behalten musste, desto unübersichtlicher wurde das Ganze. Zwecks besseren Überblicks bin ich eines kalten Tages Anfang 2014 schließlich zu Boden gegangen:
Mehr Platz!
So konnte ich mir einen Überblick verschaffen und nach Herzenslust umsortieren. Auf diese Weise habe ich die endgültige Reihenfolge der Szenen festgelegt. Vorerst endgültig jedenfalls.
Hilfreich für die Daumenschrauben
Das Ergebnis der Sortieraktion habe ich später nur noch geringfügig verändert. Am meisten noch, als ich kurz vor der Veröffentlichung beschloss, Noras Daumenschrauben fester anzuziehen. Dafür war meine große Tabelle sehr bequem, denn ich hatte den zeitlichen Ablauf gut vor Augen und konnte ganz unkompliziert umsortieren, neue Szenen einbauen oder den Inhalt bestehender Szenen ändern. Das war hilfreich, um zu beurteilen, ob eine bestimmte Entwicklung an einer Stelle in die Geschichte passt, ob die folgende Handlung noch plausibel ist oder was sich dadurch für die Protagonisten eventuell in späteren Szenen ändern muss. Schließlich kann ich nicht einen Riesenstreit zwischen zwei Personen beschreiben – die sich fünf Seiten weiter dann wieder freundlich unterhalten, als ob nichts gewesen wäre.
Aber für das nächste Buch schaue ich mir mal Scrivener an.
Liebe Katja
herzlichen Glückwunsch zum Buch!
Und Du hast ein Blog! Klasse!
Toller Artikel, echt spannend wie Du Dich sortiert hast.
Schaust Du auch jeden Tag auf Deine Blogstatistik?
Herzliche Grüße Inge
Danke für die Glückwünsche, Inge!
Ja, das Verfolgen und Verweben der Handlungsstränge zu einem abwechslungsreichen und plausiblen Gewebe war schon etwas aufwändiger.
Noch schaue ich sehr häufig in die Statistik, allerdings auch, weil ich recht häufig neue Artikel veröffentliche. Schau dich um, es gibt nämlich noch viele andere interessante Artikel!
Dein Blog schaue ich mir auch noch genauer an – von den ersten beiden Sätzen fühle ich mich auf jeden Fall schon mal maximal angesprochen!